Tangofolklore

TEXT De Volkskrant, "Orestes letzter Tango" traegt das Herz auf der Zunge

Date: Lunes, March 25 2002
Topic: Archiv 2002

"Orestes letzter Tango" traegt das Herz auf der Zunge

Wie macht man aus einem Tango eine Tragoedie. Oder besser gesagt, wie macht man aus einer Tragoedie einen Tango. In der argentinisch - niederlaendischen Produktion Orestes last Tango integriert Regisseuse Beatriz Gambartes das griechische Drama von Orestes (Sophokles Elektra) mit den Tangogesetzen vom argentinischen Tanzsalon. Nach dem Vorbild des Romans ”El Reñidero” von Sergio de Cecco bringt Beatriz Gambartes die Geschichte vom Muttermord nach Palermo, einem Stadtviertel von Buenos Aires.



"Orestes letzter Tango" traegt das Herz auf der Zunge

Wie macht man aus einem Tango eine Tragoedie. Oder besser gesagt, wie macht man aus einer Tragoedie einen Tango. In der argentinisch - niederlaendischen Produktion Orestes last Tango integriert Regisseuse Beatriz Gambartes das griechische Drama von Orestes (Sophokles Elektra) mit den Tangogesetzen vom argentinischen Tanzsalon. Nach dem Vorbild des Romans ”El Reñidero” von Sergio de Cecco bringt Beatriz Gambartes die Geschichte vom Muttermord nach Palermo, einem Stadtviertel von Buenos Aires.

So wie im Tango die Koerper stellvertretend fuer Leidenschaft stehen und diese symbolisieren, die hier im Tanz frei wird in virtuosen Bewegungen der Beine, so ballt Beatriz Gambartes alle Emotionen bei den Hauptdarstellern. Elena ist voller hass, Soriano ein sturer Macho, Nelida probiert zu vermitteln und Orestes ist gefangen in seinen Zweifeln. Die Gefuehle bekommen viel Spielraum im Buch dieser tangooper, in der das Herz auf der Zunge getragen wird.

Zu Anfang singt Elena (Julia Zenko) all ihren Schmerz in einer warmbluetigen Aria. Ihr Ton ist schoen, jedoch schwer, was durch die Mikrofone noch verstaerkt wird. Tenor Carlos Vittori (Orestes) hingegen ist milder, erst etwas schuechtern, doch zum Klimax hin waecht seine volle Praesenz. Rodolfo Valls gibt als uebermuetiger Soriano halbwegs eine Show mit schwingenden Ellbogen, die das Publikum mitreisst. Nelida singt in zarten Klängen ihre Einsamkeit.

Dazwischen erscheinen die Tangoscenen in den tanzsalons vor allem als Rueckblick oder als Begegnung zwischen den Machomaennern. Wirklich verstaendlich werden diese Geschichten wegen der Kuerze des Einblicks jedoch nicht. Wohl aber sind sie sehr gut getanzt, spannend und doch freundlicher als der gewalttaetige Charakter der Vorstadt. Komponist Diego Vila mischt die Farben italienischer Arien mit dem unheilvollen dunklen Unterton der Tangomusik und der Tragik Lateinamerikas. Das alles wird live gespielt durch ein Sextett.

"Orestes' last Tango" zielt auf eine eindimensionale Gerechtigkeit. "Orestes' last Tango" ist eine Tangooper, die mühelos die Welt bereisen kann.

© Copyright 25.03.2002 de Volkskrant. Annette Embrecht. All rights reserved







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