Tangofolklore

PRESS Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Date: Jueves, Noviembre 15 2007
Topic: Archiv 2007

 Schlagzeilen am 15.11.2007
Streifen Grau

Kultur – Reise durch Zeiten und Räume

(nie) Das Grollen eines nahenden Gewitters schallt durch den prall gefüllten Saal. „Viajando en el tiempo …“, singt eine sonore Männerstimme verträumt, und die Spannung steigt. Was erwartet die Besucher: eine Tango-Show, eine weitere Geschichte von Liebe, Schmerz und Leidenschaft?
Aber es sollte ganz anders kommen: In „Secretos de la danza … Tango!“ nahmen Nicole Nau und Luis Pereyra ihr Publikum mit auf eine Reise durch Zeiten und Räume Argentiniens. Schritt für Schritt stellten sie erst die wichtigsten tänzerischen Elemente des Tanzes vor und brachten im Laufe des Abends die verschiedensten Epochen, Stile und Instrumente auf die Bühne. Der häufige Kostümwechsel stand sinnbildlich für die vielfältigen Charaktere, Beziehungen und kulturellen Einflüsse, die den Tango bis heute prägen, aber nur wenigen bekannt sind.
Dementsprechend sorgte die Show für so manche Überraschung und räumte mit den hartnäckigen Klischees auf, die dem Tango seit seiner Entstehung gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Hafenvierteln von Buenos Aires und Montevideo anhafteten.
In ihrer dramaturgisch dichten Choreografie bedient sich das Tanzpaar der Elemente der reichen Folklore Argentiniens, die über ein erotisches Techtelmechtel in einer Hafenbar hinausgehen: Malambo, der Stepptanz der Gauchos, erinnert zum Beispiel stark an den spanischen Flamenco. Die trommellastige Chacarera macht hingegen die kreolisch-afrikanischen Einflüsse sichtbar, und zauberhafte Flötentöne wecken Assoziationen an die Indios.
Um dieser vielschichtigen Musik ihren Tribut zu zollen, haben sich Nau und Pereyra zwei grandiose Nachwuchsmusiker ins Boot geholt. Eine Überraschung war der erst 21-jährige Bandoneonist Mauricio Jost, der wie der Multiinstrumentalist und Sänger Rubén Segovia zum ersten Mal eine Performance des Tanzpaares begleitete.
Jost beherrscht das traditionsreiche Instrument deutscher Herkunft mit einer für sein Alter erstaunlichen Selbstverständlichkeit. Segovia spielte im Laufe des Abends auf mehreren Instrumenten, darunter Gitarre, Perkussion, Charango und der Andenflöte Quena, und begeisterte mit einer kurzen, aber ausdrucksstarken Gesangseinlage.
Mit einer großen Portion argentinischem Temperament, spanischen Zwischenrufen und Anspielungen steuerte der Abend auf seinen finalen Höhepunkt zu: tanzend, stampfend, klatschend und schnipsend solierte Pereyra einem inneren Rhythmus folgend und lieferte sich einen kleinen „Battle“ mit Segovia, diesmal an der Perkussion.
Der abwechslungsreiche Abend lebte von der Ausstrahlung dieser beiden virtuosen Señores, neben denen die deutsche Grand Dame des Tango Argentino Nicole Nau ein wenig verblasste. Angesichts des Tourneemarathons von bis jetzt 23 Auftritten in ganz Deutschland sei ihr aber verziehen.
Die Vielfalt folkloristischer Stile und Instrumente wurde in dieser Darbietung zwar nur angerissen. Aber damit hat „Secretos de la danza … Tango!“ schon viel mehr geschafft als manch andere Tango-Show: Geheimnisse um den berühmt-berüchtigten Tanz zu lüften, mit Klischees aufzuräumen und neugierig zu machen auf all die Facetten des Tangos, die den Europäern bisher verborgen blieben.








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