Tangofolklore

TEXT Haagsche Courant, Orestes Last Tango: mitreißend angreifend

Date: Lunes, March 25 2002
Topic: Archiv 2002

Zum dritten Mal findet das dreijährige Welt Musik Theater Festival statt. Traditionelle nicht westlicher Musiktheater wie beispielsweise der Indische Kathak-Tanz und japanischer Kabuki Theater werden hier dem niederländischen Publikum zugänglich gemacht. Das Festival programmiert eigene Produktionen. Typisch ist hier, dass die Vorstellungen nicht unter einem Begriff zu fangen sind, sondern innerhalb des Theaters, Gesang, Tanz und Musik ursprüngliche Theaterformen annehmen und für sich selbst sprechende Symbiosen angehen.

Dies gilt allerdings nicht für die Produktion der Tangooper von der Schreiberin Beatriz Gambartes und dem Komponist Diego Vila, die in Rotterdam ihre Weltpremiere hatte.



© Copyright 04.04.2002 Susanne Lammers. Leidsch Dagblad. All rights reserved

'Orestes' Tango so wie Tango sein sollte

Welt Musik Theater FestivaL 'Orestes' last tango'.

Text und Regie: Beatriz Gambartes. Musikalische Leitung: Diego Vila.
Choreographie: Oscar Araiz.
Niederländische Übertitelung.
Gesehen: 22/3 in Rotterdam (Rotterdamse Schouwburg).
Durch Maja Landeweer

Zum dritten Mal findet das dreijährige Welt Musik Theater Festival statt. Traditionelle nicht westlicher Musiktheater wie beispielsweise der Indische Kathak-Tanz und japanischer Kabuki Theater werden hier dem niederländischen Publikum zugänglich gemacht. Das Festival programmiert eigene Produktionen. Typisch ist hier, dass die Vorstellungen nicht unter einem Begriff zu fangen sind, sondern innerhalb des Theaters, Gesang, Tanz und Musik ursprüngliche Theaterformen annehmen und für sich selbst sprechende Symbiosen angehen.

Dies gilt allerdings nicht für die Produktion der Tangooper von der Schreiberin Beatriz Gambartes und dem Komponist Diego Vila, die in Rotterdam ihre Weltpremiere hatte. Die Verbindung zwischen Oper und Argentinischem Tango ist neu. Orestes last Tango ist nach Maria de Buenos Aires (Astor Piazzolla) die zweite Tangooper überhaupt. Gambartes und Vila schaffen in diesem Stück eine Verbindung zwischen griechischer Tragödie, italienischer Oper und argentinischer Volkskultur, mit dem Resultat einer Top argentinischen Vorstellung. Sophocles' Tragödie 'Elektra' diente dem argentinischen Schreiber Sergio de Cecco als Inspiration für sein Theaterstück 'El Reñidero' (Der Hahnenkampfplatz), von dem wiederum Beatriz Gambartes das Buch verfasst hat für ihre Oper 'Orestes' Last Tango'. Die Geschichte von Sophocles erzählt von Bruder und Schwester, die den Mord ihres Vaters rächen wollen. Diese Geschichte schließt nahtlos an die Kultur von Blutrache in Buenos Aires an.

In 'Orestes' Last Tango ist eine wundervolle dramatische Linie dadurch geschaffen, dass das Geschehen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts platziert ist, einer Zeit in der das absolute Bild des Macho zu bröckeln beginnt. Dies aus Sicht eines Konfliktes zwischen Bruder Orestes, der sich dem Kreislauf immer wiederkehrender Gewalt widersetzen möchte und seiner Schwester Elena, die voller Haß nur an Rache denken kann. Aufgelößt in Trauer singt Elena (Julia Zenko) mit einer prächtigen warmen, tiefen Stimme um den Verlust ihres Vaters: 'Ich bin eine Wunde die niemals mehr schließen wird'. Julia Zenko ist eisenstark und überzeugend, sowohl als Stimme, als auch in ihrem Schauspiel, in ihrer Rolle als durch heftige Leidenschaft geleitete Elena. Mutter Nelida mit einer leichteren, lyrischen Stimme ist eine zarte Persönlichkeit, die versucht ihren Sohn vor der drohenden Gewalt zu retten. Wundervoll ist das Duett zwischen Elena und ihrem Bruder Prestes (Carlos Vittori), der mit seiner schweren Tenorstimme ein wunderbares Gleichgewicht bietet.

Provozierende, schnelle und verführende Tangotänze zu Tango, Milonga und Candombe, in denen musikalisch nicht das charakteristische Bandoneon, sondern Piano und Streichinstrumente vorherrschen, zeigen sich zwischen Mann und Frau und Steittänze zwischen Männern spiegeln die Atmosphäre der Vororte von Buenos Aires wider. Die Regie ist fein und zutreffend. Abgesehen von kleinen Zwischenfällen, wie hochrutschende Mini - Röcke der Kleider ist Orestes Last Tango so, wie er sein soll: mitreißend und angreifend.

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