Tangofolklore

TEXT Nicole Nau und Luis Pereyra erzählen, was ihnen der Tanz bedeutet

Date: Sábado, Abril 16 2005
Topic: Archiv 2005

Show im Teo Otto Theater
Von Marita Trinius

Remscheid. In Düsseldorf und Wuppertal begeisterten sie bereits vor
vollen Häusern, am 29. April kommen die beiden Tango-Stars Nicole Nau und
Luis Pereyra ins Teo Otto Theater. Ihre Show "El Sonido de mi tierra -
Der Klang meiner Erde" ist nicht nur eine virtuose Darbietung des Tango
in all seinen Facetten, sondern auch eine poetische Liebeserklärung an
Argentinien, seine Menschen, seine Landschaften und Folklore in Tanz,
Text und Musik. Vorab sprachen die beiden über das, was Tango für sie
bedeutet.



Frau Nau, wie hat es Sie als Rheinländerin zum Tango nach Argentinien
verschlagen?

Ich habe mich schon immer sehr für Tanz und Kunst interessiert, aber
dennoch erst den "sicheren" Weg als festangestellte Grafikerin in einer
Düsseldorfer Agentur eingeschlagen. Doch irgendwann habe ich mich immer
öfter gefragt, wie ich die Kunst noch in meine Arbeit einbringen konnte.
Durch einen schicksalhaften Zufall bin ich an Karten für eine Tango-Show
in München gekommen. Als ich die gesehen hatte, habe ich mir sofort ein
Ticket nach Buenos Aires gekauft. Dort war ich eine der ersten Deutschen,
die sich für den Tango interessiert hat. Danach hat er mich nicht mehr
losgelassen.
Alles passiert in einem Moment Was macht für Sie beide das Besondere
dieses Tanzes aus?

Der Tango hat sehr viel Charakter. Er stellt eine kraftvolle
Auseinandersetzung mit der Musik und dem Partner dar. Hier passiert alles
in einem Moment: Tanz, Bewegung und Beziehung.
Wie unterscheiden sich Ihr Stil und das, was Sie in der Show bieten, von
anderen?

Wir sind drei Personen auf der Bühne, im Gegensatz zu anderen Shows, die
mit vielen Paaren oder nur zwei Personen arbeiten. Was besonders wichtig
ist: Wir arbeiten nicht mit den üblichen Klischees. Wir zeigen keine
Akrobatik, bewegen uns nicht im Rotlicht-Milieu, zeigen keine Männer, die
zusammen tanzen oder Frauen, die beim Tanzen unterworfen und missbraucht
werden. In unserer Show wird die Frau vom Mann geschützt. Außerdem ist
die Show authentisch, weil sie nah dranbleibt an der argentinischen
Kultur. Denn der Tango geht Hand in Hand mit argentinischer Folklore.
Diese beiden Richtungen haben wir als erste in einem Stück
zusammengeführt.

Wie erklären Sie die große Popularität des Tango, auch in Deutschland?

Der Tango ist keine Modeerscheinung, dafür ist er schon zu lange beliebt.
Ãœberall auf der Welt finden die Menschen in diesem Tanz Nischen, die
ihnen Freiheit geben. Sie können darin klassische Rollen leben, müssen
sich aber nicht unterwerfen. Denn Tango ist immer ein Miteinander.
Der Deutsche ist ja nicht der typische feurige Tangotänzer. Wie sind
Ihre Erfahrungen beim Unterrichten?

Deutsche sind beim Tangotanzen sehr kopflastig. Sie analysieren ständig,
statt auch mal loszulassen. Wenn wir im Unterricht von Improvisation
sprechen, denken viele, wir reden über einen anderen Stern. Es ist
schwierig, beim Tango von richtig und falsch zu sprechen. Facetten und
Nuancen spielen aber eine große Rolle. Außerdem ist der deutsche Mann
nicht gewohnt, zu führen. Für ihn ist es schwierig, der Mann-Rolle im
Tango gerecht zu werden.
Was ist denn das Schwierigste am Tango?

Man glaubt es kaum, aber es ist das Gehen. Es sollte weich, fließend und
musikalisch sein. Damit haben die Paare oft Probleme. Viele können sich
zwar von einer Figur zur nächsten hüpfen, aber Gehen erfordert wesentlich
mehr, nämlich Harmonie. Das Wichtigste ist, die Musik zu tanzen, und
nicht aus der Statik heraus irgendwelche Bewegungsabläufe zu machen.







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